In Deutschland herrschen schon fast winterliche Temperaturen im November 2015. Aber statt hier Trübsal zu blasen, wollte ich mich auf den Weg in ein Land machen, dass vielleicht nicht jeder auf seinem Reiseradar hat: Jordanien, genauer eine Wanderreise nach Jordanien. Wieso ihr euch das Königreich nicht entgehen lassen sollten, verrate ich jetzt!

Vor der Abreise

Eben weil viele nur so wenig über das entfernte Königreich wissen, wollte ich mich noch vor der Reise über einige Dinge informieren: Wann ist eigentlich die beste Reisezeit? Welche Währung brauche ich? Und was für eine Sprache wird überhaupt gesprochen? Brauche ich ein Visa?

Die beste Reisezeit für Jordanien
Die Antworten waren leicht: Reisen empfehlen sich vor allem im Frühjahr und Herbst – in dieser Zeit ist es weder zu kalt, noch zu warm. Der November mit seinen durchschnittlich 20°C schien mir gerade für eine Wanderreise durch Jordanien die perfekte Zeit zu sein.

Wie bezahlen?
Auch die Frage der Währung klärte sich schnell: Bezahlt wird hier mit Jordanischen Dinar. Es lohnt sich einen Teil noch in Deutschland umzutauschen, da das Geld abheben an Automaten in Jordanien zwar problemlos, aber gebührenpflichtig ist. An vielen Orten kann man außerdem sorglos mit Kredit- und sogar EC-Karte zahlen.

Alles Kuddelmuddel, oder: Wie verständige ich mich?
Kommen wir also zur gesprochenen Sprache: die Amtssprache ist Arabisch. Das mag für Touristen erst einmal schwierig klingen, aber ich kann euch beruhigen – der Großteil der Bewohner des Landes spricht Englisch (vor allem in den Städten) und auch fast alle Straßenschilder sind ins Englische übersetzt worden. Ihr werdet also nur selten Verständigungsprobleme haben.

Einreisebedingungen
Um nach Jordanien einreisen zu können, benötigen deutsche Staatsbürger lediglich einen (vorübergehenden) Reisepass, welcher nach Einreise weitere 6 Monate gültig ist. Ein Visum kann bei Ankunft beantragt bzw. unkompliziert im Flugzeug ausgefüllt werden. Die einzige Ausnahme ist hier die Einreise über Israel – hier empfiehlt es sich das Visum schon zuvor zu beantragen.

Übrigens: Ein normales Touristenvisum ist nach der Einreise zwei Monate gültig.

Los geht’s: Auf zur Wanderreise in Jordanien

Zusammen mit dem Wanderreisenspezialist ASI machte ich mich also auf den Weg nach Jordanien. Von Frankfurt/Main über München flogen wir schlussendlich nach Amman – der Hauptstadt des Königreiches. An und für sich war der Flug mit Royal Jordanian nicht weiter bemerkenswert – was nicht negativ gemeint ist. Der Service war einwandfrei, das Essen gut und die Unterhaltung ausgiebig (auch wenn die Technik ein wenig veraltet war).

Von entfernten Grenzlichtern, ...
Kurz nach der Ankunft in Amman ging es für uns auch schon weiter gen Süden, zur Küstenstadt Agaba. Hier genossen wir unsere erste Nacht im arabischen Raum im Radisson Blu Hotel. Abends bot sich uns ein faszinierendes Lichterspiel vom anderen Ufer des Roten Meers – in der Ferne konnten wir Eilat (einen israelischen Badeort) sehen.
Allgemein liegt Jordanien an gefährlichen Grenzen – Israel, der Irak und Syrien sind für ihre Konflikte in der letzten Zeit bekannt. Kein Wunder also, dass selbst das Auswärtige Amt immer wieder Sicherheitswarnungen bei der Einreise ausspricht. Besonders gefährdet sind aber nach dessen Aussage das syrisch-jordanische Grenzgebiet sowie der Nordosten des Landes, genauer die Grenze zum Irak. In dem von uns bereisten Süden und damit der Grenze zu Saudi-Arabien gibt es keine Probleme.

... mächtigen Wüstenlandschaften, ...
Nach einer Nacht in Agaba machten wir uns früh am nächsten Morgen auf in die Wüste Wadi Rum. Hier erwartete uns eine wirklich spektakuläre Safari quer durch das Weltnaturerbe. Das Tal Wadi ist mit 6000 qkm das größte seiner Art in Jordanien und begeisterte uns mit farbenfrohen und unglaublichen Naturschönheiten. Die roten Sanddünen und faszinierenden Felsformationen hatten es uns besonders angetan – wir kamen aus dem Staunen (und Fotografieren) gar nicht mehr heraus.
Zwischen der wilden Pirschfahrt durch die Wüstenlandschaft legten wir immer wieder kurze Stopps für Fotos und kleinere Wanderungen ein. Bloß gut, dass wir nicht zu lange liefen, denn der Marsch durch den Sand wird schon nach wenigen Metern wahrlich anstrengend. Aber eine jede dieser Wanderungen lohnte sich, um die atemberaubenden Felswände aus Sandstein und Granit zu bestaunen. Über Jahrhunderte hinweg haben sich hier durch Verwitterung und Erosion die einzigartigsten Farben und Formen entwickelt!

Wer mit der Natur ganz eins werden möchte, kann sich hier in der Wüste, frei von allen Pflichten und Menschen einfach mal ausprobieren. Neben geführten Wanderungen kann man sich auch ans Klettern machen – bis zu 1800 m lang sind die Aufstiege entlang der beeindruckenden Felswände.
Wer sich lieber den Weg nach unten adrenalingeladen gestalten möchte, der kann sich am Base oder Bungee Jumping ausprobieren. Und auch für Tierliebhaber bietet die Region ein wahres Highlight: das Wandern zu Pferde. Reiten durch die Wüste Jordaniens ist auf jeden Fall ein Highlight und am allerschönsten zum Sonnenauf- oder -untergang.

Übrigens: Da die Sonne im November noch vor 17 Uhr untergeht, sind diese Ausritte auch nicht so spät wie man vielleicht vorerst denken mag!

... traditionellem Essen, ...
Nachdem die Sonne also untergegangen war, begannen wir unser Camp für die Nacht aufzuschlagen. Heute hieß es Übernachtung im Zelt – ganz ohne Heizung oder Licht. Nachdem wir es uns gemütlich gemacht hatten, luden uns die Beduinen zum Abendessen auf traditionelle Art ein. Genauer heißt das „Zarb“. Hier werden Hühner- und Lammfleisch mit etwas Gemüse in einem unterirdischen Ofen vergraben. Dieser wurde zuvor mit heißen Kohlen aufgeheizt. Ist das Fleisch durchgegart, wird es noch heiß serviert – ein wahres Erlebnis für unsere Geschmacksknospen!

... verlassenen Felsstädten und...
Am nächsten Tag erwartete uns ein weiterer Höhepunkt unserer Wanderreise durch Jordanien: die legendäre Felsstadt Petra. Schon lange verlassen, war sie vor Jahrhunderten eine Stadt der Nabatäer. Da unsere Ankunft jedoch nach einer langen Fahrt erst am späten Nachmittag lag, hieß es für uns erst einmal Nachtruhe, bevor wir uns ans Erkunden machen konnten.

Übernachtet haben wir in Wadi Mousa im „Petra Guest House“. Das Interessanteste an diesem kleinen Hotel? Es liegt direkt am Eingang zur Felsschlucht und irgendwie hat man sich ein wenig wie in einem Labyrinth zum „Schatzhaus des Pharao“ gefühlt.

Eine Wanderung durch die Kultur
Sie ist die größte Sehenswürdigkeit des Nahen Osten: die Felsstadt Petra. Und sie ist genauso unglaublich, wie man sich das vielleicht vorstellen mag. Kein Wunder also, dass ein ganzer Tag für unsere Erkundung eingeplant war – wenn wir ganz ehrlich sind, hätte es sogar noch mehr sein können.
Das UNESCO Weltkulturerbe hat eine langreichende und vielseitige Geschichte, die von der Steinzeit an, über die Antike mit Römern und Griechen, bis hin zu den Nabatäern reicht. Überall finden sich Zeugnisse dieser abwechslungsreichen Kulturen in Form von Wandmalereien, Monumenten, in den Fels geschlagenen Fassaden, Felstempeln und -gräbern. Auch ein Römisches Theater, Kulturstätten und zahlreiche andere Bauwerke verzaubern das Ambiente der Geisterstadt.

Es ist wie auf Zeitreise, wenn man durch die Schluchten streift. Hier und da hilft einem ein Beduine mit interessanten Informationen oder einem Reittier in Form eines Esels, Kamels oder Mulis weiter. Fangen die Wanderschuhe an zu drücken oder die Füße an zu schmerzen, ist das die perfekte Alternative, um sich auf die historische Reise durch Petra zu begeben.



Einfach nur zum Staunen

Nachdem wir dann die Felsstadt wieder verlassen hatten, war es kein Wunder mehr für mich, dass hier zahlreiche Autoren und Regisseure Inspiration gefunden haben. Leider lässt es sich nicht in Worte fassen, wie beeindruckend es hier wirklich ist – nicht ohne Grund sprach Lawrence von Arabien: „... jede Beschreibung müsse vor dem eigenen Erleben der Stadt verblassen.“



Schwebende Meeresabenteuer

Der letzte Tag unserer Wanderreise durch Jordanien war dem Toten Meer gewidmet. Also stürzten wir uns kurz nach unserer Ankunft im Holiday Inn Death Sea Hotel direkt in die Fluten. Schon immer fand ich die Bilder von den schwebenden Körpern auf dem Toten Meer beeindruckend und wollte es so schnell wie möglich selbst ausprobieren. Nach einigen Experimenten in der Ostsee, mit einem viel niedrigeren Salzgehalt war ich überrascht vom tatsächlichen Auftrieb – auf jeden Fall ein ganz besonderes Erlebnis und ein krönender Abschluss unserer Jordanien Reise!

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