Wer dachte, dass der Grand Canyon DIE landschaftliche Sehenswürdigkeit schlechthin sei, der war bis jetzt wahrscheinlich noch nicht im Kappadokien Urlaub. Uns bot sich die Gelegenheit nach Kappadokien zu reisen und wir waren von der Region im Zentrum der Türkei einfach hin und weg.

Kappadokien – die Fakten

Kappadokien ist eine Region in Zentralanatolien, deren einzigartige Landschaft aus bizarr geformten Tuffsteinkegeln zu einem der Höhepunkte einer jeden Türkeireise zählen sollte. Wind und Wasser trugen dazu bei, dass sich die vulkanischen Ablagerungen zu einer atemberaubenden und märchenhaften Landschaft formten.
Die Region umfasst im Grunde fünf türkische Provinzen: Nevşehir, Niğde, Aksaray, Kırşehir und Kayseri. Im Zentrum Kappadokiens befindet sich ein einzigartiges und vielseitiges UNESCO Weltkultur- und -naturerbe: der „Nationalpark Göreme und die Felsbauten Kappadokien“.

Übrigens: Der Name Kappadokien heißt übersetzt so viel wie das „Land der schönen, schwarzen Pferde“ und kommt aus dem Altpersischen. Früher – zu den Zeiten der Ottomanen – waren hier Händler und Reisende auf ihren edlen Rappen unterwegs in die verschiedenen Großstädte. Heute kennt man die Region eher als ein märchenhaftes Traumziel, welches mit einzigartigen Felsformationen und einer außergewöhnlichen Landschaft gesegnet ist.



Auf geht die Kappadokien-Reise

Wir flogen mit Turkish Airlines über Istanbul in die Provinzhauptstadt Nevsehir. Schon auf dem Weg vom Flughafen nach Ürgüp – unserem Ausgangspunkt die Kappadokien-Reise – gewannen wir einen ersten Eindruck über die landschaftliche Vielfalt der Region. Neben den landschaftlichen Highlights der Felsformationen sahen wir viele kleine, gemütliche Bauernhöfe und die unterschiedlichsten Felder: Kartoffel, Ölweiden, Aprikosen, Kürbisse und Wein werden hier zu Masse angebaut. Kein Wunder, denn neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft eine der Haupteinnahmequellen in dieser Region.
Übrigens: Weinliebhaber werden auf der Kappadokien Reise auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, denn hier wird ein wirklich köstlicher Tropfen hergestellt. Am besten überzeugt man sich davon gleich am Ort des Geschehens: in der Turasan-Kellerei.

So haust es sich gut
In Ürgüp wohnten wir im 5-Sterne-Hotel „Dinler“. Doch was in der Türkei fünf Sterne sind, heißt für unseren deutschen Standard etwa 3 Sterne. Bei der Ankunft erwartete uns ein leicht abgewohntes Zimmer. Und auch die Bäder sollten über kurz oder lang renoviert werden. Dennoch: die Anlage und die Zimmer waren sauber und das Personal war freundlich und zuvorkommend. Setzt man seine Erwartungen also nicht zu hoch, ist das Hotel auf jeden Fall eine gute Option.

Wohin jetzt? Kappadokien Sehenswürdigkeiten
Neben den einzigartigen Landschaften hat Kappadokien noch einiges mehr zu bieten. Damit wir ja nichts verpassen, entschieden wir uns für eine geführte Rundreise durch die Region.

Wandern auf alten Pfaden
Am ersten Tag begaben wir uns also auf eine Wanderung durch das Rote Tal. Hier konnten wir einen Eindruck gewinnen, wie Mönche und Bauern in früheren Zeiten wohnten – oder besser höhlten. Die Häuser (wenn man sie denn überhaupt so nennen kann) waren allesamt in Stein geschlagen. Kirchen, Stallungen, Taubenschläge und, und, und liegen in tiefen Höhlen. Hier fanden die Bauern einen sicheren Lebensraum, geschützt vor Unwettern und heißen Sommern, und die Mönche die Ruhe und Abgeschiedenheit, die sie für ihre Gebete und Meditation brauchten.

Am Ende der Wanderung lag das kleine, verschlafene Dorf Cavusin. Dort sollte man unbedingt eine Rast im „Mustafa’ nin yeri“ machen. Dieses kleine Restaurant gehört Ayse und ihrem Mann Mustafa. Ayse ist eine bemerkenswerte Frau, die sich sehr für die Emanzipation türkischer Frauen stark macht und gern auch Besuchern von ihren Bemühungen erzählt. Und der Tee schmeckt übrigens auch hervorragend!

Wer sich allein auf die Kappadokien Reise begibt, der kann in der Gegend übrigens ruhig etwas mehr Zeit einplanen, denn sie verzauberte uns mit fabelhaften Wanderwegen, an deren Rand einige versteckte Sehenswürdigkeiten lagen. Generell ist eine Wanderreise in Kappadokien durchaus eine schöne Möglichkeit die Region kennenzulernen.

Lecker! Typisch türkisches Essen
Auf dem Weg nach Göreme – unserem nächsten Ziel – machten wir noch eine kleine Pause bei den Gärten des Pasa. Dort kamen wir in den Genuss eines typischen Fladenbrotes gefüllt mit Hackfleisch oder Spinat und Schafskäse. Für 5 TL (ca. 1,50 €) eine erschwingliche, kleine Zwischenmahlzeit.

Göreme: Geschichte hautnah erleben
Das wohl bekannteste Tal in Kappadokien ist das Museumstal von Göreme. Uns erwartete ein touristisch sehr frequentiertes Freilichtmuseum, das Göreme Open Air Museum. Die Anlage umfasst ein altes Kloster einer früheren Mönchsgemeinschaft. Die Höhlenkirchen sind geziert von einfachen Wandmalereien, welche sie als UNESCO Weltkulturerbe auszeichnen. Auch wenn uns die vielen Touristen zuerst abschreckten, war die Anlage durchaus beeindruckend und wirklich einen Besuch wert. Die schönste der Höhlenkirchen, die „Tokali Kirche“ liegt aber etwas außerhalb des Museumstals an der Straße nach Göreme. Genau genommen sind es sogar drei Kirchen aus unterschiedlichen Bauphasen zwischen dem 10. und 13. Jahrhunderts. Sie alle zeichnen sich durch wunderschöne, farbenfrohe Fresken aus.

Wer den Massen also lieber entfliehen möchte, kann sich dieser drei Gotteshäuser annehmen. Schon hier bekommt man einen eindrucksvollen Einblick in das längst vergangene Leben früherer Menschen. Am besten eignet sich wohl ein Besuch in der Früh, bevor die Reisebusse Göreme anfahren.

Abseits von touristischen Pfaden
Nach dem ganzen Trubel wurden wir in das gemütliche Städtchen Avanos entführt. Das kleine Örtchen verzauberte uns mit seiner zwar beschaulichen, aber individuellen, schönen Altstadt. Hier, direkt am längsten Fluss der Türkei – dem „Roten Fluss“ – werden einige der schönsten, türkischen Keramiken gefertigt.

Nach dem kurzen Zwischenstopp in Avanos ging es für uns mit einer schönen, kleinen Wanderung durch das grüne Zelve-Tal, das „Tal der Höhlenbewohner“ weiter. Es gabelt sich in drei Teile, die alle miteinander verbunden sind. Bis auf den nördlichen Teil, der gesperrt ist, können verschiedene Wohnfelsen und Höhlenkirchen in diesem Freilichtmuseum besichtigt werden. Das Besondere? Die Region war noch bis in die 50er Jahre bewohnt. Aufgrund der Einsturzgefahr wurde die Siedlung allerdings aufgegeben und die Bewohner nach Neu-Zelve umgesiedelt.

Tipp! Wer einen freien Abend hat und gern etwas in der Nähe von Avanos unternehmen möchte, der sollte sich die Vorführung „Der Derwische“ in einer alten Karawanserei nicht entgehen lassen! Hier werden die Rituale der Brüder der Derwisch-Gemeinde auf einzigartige, beeindruckende und vor allem authentische Art und Weise dargestellt.

Unterwegs mit dem Heißluftballon
Unser Reise-Highlight? Ohne Frage: Kappadokien im Heißluftballon! Dazu machten wir uns in aller Frühe (4:15 Uhr um genau zu sein) auf zur Basisstation des Royal Ballon (www.royalballon.com). Zum Glück meinte es das Wetter gut mit uns und wir konnten gleich nach einem kleinen Imbiss zum Startplatz aufbrechen.

Bald schon erhoben sich dutzende Ballons in den Sonnenaufgang und fuhren in den Morgen hinein. Ein faszinierendes Schauspiel! Auf der einstündigen Fahrt konnten wir aus himmlischen Höhen die atemberaubende Landschaft genießen. Zurück auf festem Boden gab es dann für jeden noch ein Glas Sekt sowie eine Medaille zur Erinnerung. Das frühe Aufstehen und die 175,- Euro, die der Ausflug kostete, haben sich auf jeden Fall gelohnt.



Zurück in die Zivilisation: die Metropole Istanbul

Nach der Zeit im ruhigen, landschaftlich atemberaubenden Kappadokien begaben wir uns von Nevsehir aus mit Turkish Airlines zurück in die heimliche Hauptstadt der Türkei nach Istanbul.

Eine gespaltene Stadt
Die Millionenmetropole Istanbul liegt auf zwei Kontinenten: Europa und Asien. Die etwa 14 Millionen Köpfe umfassende Bevölkerung wird durch den Bosporus – die natürliche Grenze zwischen den beiden Kontinenten – getrennt. Das „Goldene Horn“ trennt die europäische Altstadt im Norden von der südlichen, asiatischen Neustadt.

Übrigens: Die Uferpromenade des Grenzflusses Bosporus ist von zahlreichen kleinen (und größeren) Restaurants geprägt. Hier kann man gemütlich ein leckeres, frisches Fischfilet genießen und dem Rauschen des Flusses lauschen. Besonders die Restaurants unter der Galata-Brücke sind wirklich empfehlenswert!

Eine Schifffahrt die ist lustig!
Die Bosporusrundfahrt ist ein absolutes Muss, wenn man Istanbul besucht. Vom Wasser aus gewinnt man einen eindrucksvollen Blick auf den Dolmabahce-Palast, dem Sitz des letzten Sultans, sowie des Ciragan Palastes, wo heute die Gäste des Kempinski Hotels logieren dürfen. Neben den königlichen Gebäuden thront die 1973 eröffnete Bosporusbrücke. Die Hängebrücke ist 1 km lang und verbindet auf imposante Art und Weise den europäischen und asiatischen Teil der Stadt.

Kunst und Kultur in Istanbul
Wer eine solch alte, geschichtsreiche Stadt besucht, der kann sich die Kultur und Kunst vergangener Zeiten keinesfalls entgehen lassen – so dachten wir zumindest. Deswegen machten wir uns auf zur berühmten Chora-Kirche. Hier findet man einen einzigartigen Reichtum byzantinischer Kunst, der einen doch glatt von den Füßen reißen kann. Außerdem liegen im Umfeld der Kirche und des ehemaligen Chora-Klosters noch einige historische Holzhäuser, die teilweise liebevoll restauriert sind. Man kann sich hier völlig in vergangenen Jahrhunderten verlieren.

Auf unseren weiteren Erkundungstouren besuchten wir natürlich auch einige der weltbekannten und berühmten Bauwerke der Stadt. Begonnen haben wir am Hippodrom, wo in der Antike Wagenrennen stattfanden. Dort befinden sich noch etliche Zeugnisse der Vergangenheit, wie z. B. der ägyptische Obelisk aus Rosengranit (Theodosius-Obelisk) und der Brunnen Kaiser Wilhelms II. – ein Geschenk des deutschen Kaisers an den letzten Sultan im Jahre 1901.

Von imposanten Kuppeln ...
Gleich nebenan befindet sich die faszinierende Sultan-Ahmet-Moschee – besser bekannt als „Blaue Moschee“ – mit ihren 6 Minaretten. Die größte Moschee Istanbuls beeindruckt Besucher der Stadt durch ihr imposantes Kuppelsystem und die namensgebenden Verzierung mit blauen Fliesen im Inneren.
Ein weiterer gigantischer Kuppelbau der byzantinischen Welt ist unumstritten die Hagia Sophia. Früher als Staatskirche genutzt, wurde sie 1453 für den Islam in Besitz genommen und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Als Museum ist sie für die breite Öffentlichkeit zugängig.

... und längst vergangenen Sultanen
Nach einer kurzen Pause begaben wir uns weiter in den Topkapi-Palast (www.topkapisarayi.gov.tr). Das ist nicht nur irgendein Palast – nein, hier gewinnen Besucher einen unglaublich detaillierten Einblick in das Leben im osmanischen Serail. Die weitläufige Parkanlage, bestehend aus 4 Höfen, lädt zum entspannten Schlendern und Staunen ein. Die zahlreiche Sammlungen in den verstreuten Pavillonbauten veranschaulichen das Leben am Hofe des Sultans. Doch das absolute Highlight? Der legendäre Harem. Allerdings benötigt man ein separates Ticket, um diesen zu besichtigen – habt aber keine Scheu vor der Schlange am Eingang, ein Besuch ist ein absolutes Muss!

Unterwegs in Istanbul
Die Sehenswürdigkeiten Istanbuls erreicht man bequem mit der Tramvey – einer neuzeitlichen Straßenbahn. Das Netz aus öffentlichen Verkehrsmitteln ist super ausgebaut und ermöglicht die schnelle, komfortable und vor allem günstige Bewegung durch die Metropole. Alternativ kann man natürlich auch laufen – die Stadt hat einige Fußgängerzonen und durchgängig gute Fußwege. Viele Sehenswürdigkeiten Istanbuls lassen sich auch ideal miteinander verbinden.

Einzigartige Erlebnisse auf dem Basar in Istanbul
Was wäre eine Reise nach Istanbul, ohne auf einem der vielzähligen Basare gefeilscht zu haben. Gleich an der Galata-Brücke, neben der „Neuen Moschee“ befindet sich der Gewürzmarkt. Ein turbulentes Treiben und Handeln um die Gewürze des Orients sowie Honig, Nüsse und allerlei Spezialitäten aus der arabischen Welt erwartete uns dort. Wir schlängelten uns durch ein Labyrinth aus kleinen Gassen hin zum „Großen Basar“. Ein besonderes Erlebnis, denn es ist wohl das größte zusammenhängende Einkaufszentrum der Welt – eine unendliche Vielfalt an Läden, verteilt auf 64 Straßen und auf einer Gesamtfläche von über 30.000 qm. Dort findet man alles, was das Herz begehrt – Lederwaren, Schmuck, Teppiche, Textilien, Souvenirs und vieles anderes mehr.

Öffnungszeiten der Basare: Montag bis Samstag, von 9 - 18 Uhr

Unsere Insidertipps
Zum Schluss wollen wir euch ein paar Insidertipps für eure Istanbul Reise mit auf den Weg geben:
● Einen wunderbaren Blick über die Stadt hat man in Istanbul zum Beispiel vom Galata Konak Cafe (www.galatakonakcafe.com).
● Rund um den Galata Turm auf der asiatische Seite der Stadt findet man viele Jungdesigner-Shops und Galerien – für Kunstliebhaber und Fashonistas ein absolutes Muss!
● Den Abend kann man gemütlich in der Bar „Litera“ ausklingen lassen. Sie befindet sich in der obersten Etage des Goethe-Institutes – wahrscheinlich ist sie aber bald kein Insidertipp mehr, so schön wie es hier ist!
● Ihr sucht noch nach einem stylischen Hotel für euren Kurztrip? Dann ist das „The Haze“ in Karaköy genau das Richtige für euch! Es ist der perfekte Ausgangspunkt für Ausflüge in die Alt- und Neustadt. Übrigens ist man hier auch nachts förmlich von Partys umgeben und kann sich vollkommen austoben.



Auf wiedersehen Kappadokien & Istanbul!

Doch jede Reise geht einmal zu Ende – für die Abreise haben wir auch noch einen Tipp: Die Abwicklung am Flughafen Istanbul kann schon mal etwas länger dauern, deswegen sollte man unbedingt mehr Zeit als die üblichen 2 Stunden einplanen. Hat man Gepäckkontrolle, Check In, Pass- sowie Sicherheitskontrolle hinter sich gebracht, kann man sich dann aber getrost auf den Heimflug und den hervorragenden Service von Turkish Airlines freuen. Und sitzt man dann zufrieden auf seinem Platz, dann können die Gedanken noch einmal all die wunderschönen Eindrücke des Kappadokien Urlaub und Istanbul-Aufenthalts Revue passieren lassen. Die Erkenntnis kommt schnell, dass das nicht der letzte Besuch gewesen sein wird...

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